Kunst & Reisen

Kunstvoll(e) Lavinia Rosen

26. April 2016
Lavinia Rosen

Ein Interview mit der neuen Hamburger Pop-Art Gallery Kunstvoll Inhaberin Lavinia Rosen.

Als ich von Lavinia erfahren habe, war ich sofort neugierig, wer da im Mundsburg Center eine Galerie eröffnet hat. Schnell war klar, das schaue ich mir an. Im 1. Stock hat das Kunstvoll seine Glastür zur Kunst eröffnet. Für mich steht fest, dass das Kunstvoll eine grandiose Idee ist, um vielen Menschen Kunst näher zu bringen, zu inspirieren, nachzudenken und die Phantasie anzuregen.

 

Hier das kunstvolle Interview mit Lavinia Rosen:

  • Lavinia, Du hast in New York und London studiert, wie war das für Dich? Welche Stadt hat Dich mehr beeindruckt? Wie hat das Leben dort deine Entwicklung beeinflusst?

In New York habe ich zwei Semester Art Business studiert und in London ein drittes Semester in Contemporary Art. New York ist eine schnelle, große und aufregende Stadt. Einerseits gibt sie einem ganz viel, denn all die Eindrücke dort haben inspirierend auf mich gewirkt und gleichzeitig raubt sie einem die Energie, weil das Leben dort schlicht anstrengend ist. London im Gegensatz dazu ist gediegener, ruhiger und seriöser. In terms of art, ist die Kunstszene in New York zugänglicher, denn es gibt diese Galerie- Stadtteile wie Chelsea, Lower East Side oder Bushwick. Bei den Openings lernt man einfacher aufstrebende Künstler, Kuratoren und Kunst-Kritiker kennen. In London empfand ich es schwieriger Zugang zu finden, denn Galerien sind dort über die ganze Stadt verteilt und man braucht einfach länger, bis man weiß, wo was los ist und Leute im Kunstzirkel kennenlernt. Das hat auch sicher mit dem grundsätzlichen Unterschied der Mentalitäten zwischen Amerika und England zu tun. Trotzdem hat mir London im Vergleich besser gefallen, denn ich empfand die dort ausgestellte Kunst als erst zunehmender, glaubwürdiger. In New York wird alles gezeigt, alles ist “amazing, awesome!“ In London wird mehr Wert auf Qualität gelegt und man ist auch offener für kritische Worte.

In beiden Städten habe ich gelernt, dass die Betrachtung von Kunst den Blick schult. Je mehr man Museen, Messen und Galerien besucht und sich Kunstwerke ansieht, umso anspruchsvoller wird man. Kunstwerke, die mir zum Anfang meines Studiums gefallen haben, habe ich am Ende schon nicht mehr so aufregend gefunden, weil ich in der Zwischenzeit einfach spannendere Dinge gesehen habe. Nur dekorative Kunst ist mir heute zu langweilig. Ich mag es lieber minimalistisch, tiefgründig, facettenreich, Kunst die die Phantasie anregt, Emotionen weckt und nicht einfach NUR schön ist.

 

Bilder von Anna Schellberg

Bilder von Anna Schellberg

 

  • Lavinia, wie kam es zu der Idee mit der Galerie? Gab es einen Moment, den Du rückblickend als Schlüsselmoment bezeichnen würdest?

Anfang 2015 lernte ich den Künstler David Friedemann kennen, der beeindruckende großformatige Bilder malt und ich dachte mir, die müsste man mal ausstellen. Aber ich kannte keinen Galeristen mit so großen Räumen, dem ich ihn hätte empfehlen können. Stattdessen fiel mir auf, dass es in der Stadt viel Leerstand gibt und so kam mir die Idee eine Ausstellung in einer leer stehenden Immobile zu organisieren. Im Zuge meines Studiums habe ich dann einen fiktiven Business Plan entworfen und die Rückmeldung war durchweg positiv, so dass ich es letzten September einfach ausprobiert habe und Davids Bilder in einer leerstehenden Ladenfläche in Ottensen ausgestellt habe. Die Ausstellung lief nur 4 Tage und war ein voller Erfolg, so dass ich mich nach meinem Studium jetzt mit der Pop-Up Gallery Kunstvoll selbstständig gemacht habe. Einen expliziten Schlüsselmoment gab es nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass ich es einfach ausprobieren musste und dann hat sich vieles zusammengefügt. Ich bekomme schon neue Ausstellungsflächen angeboten bevor ich für Folgeausstellungen danach suche, reihenweise neue Künstler stellen sich mir vor, also irgendwie fügt sich alles ganz automatisch…

 

  • Kunst regt zum Nachdenken und Träumen an, welches Bild ist dein aktueller Favorit? Und warum?

Aktuelle zeige ich in der Kunstvoll Gallery im Mundsburg Center die Gruppenausstellung „LebensLinien“ mit Anna Schellberg, IZAIZA, Daria Dobrolinski und Petra Rosen. Von jeder Künstlerin habe ich ein Lieblingsbild, aber wenn ich mich für eins entscheiden müsste, würde ich sagen, ist es das minimalistische Bild „Ein Herz“ von IZAIZA mein Favorit. Es zeigt zwei Frauen, Hinterkopf an Hinterkopf deren Haare eins werden. Das erinnert mich an meine beste Freundin und wie wir als kleine Mädchen unsere Haare verflochten haben. Damit sind wir wie Siamesische Zwillinge am Kopf verbunden rumgelaufen. Im übertragenen Sinne sind wir das immer noch. Wir sehen uns viel zu selten, sind aber von Herzen verbunden.

EinHerz-IZAIZA

EinHerz-IZAIZA

 

  • Ich habe gehört, Du möchtest Kunst mit Sport kombinieren und bietest Yoga im Kunstvoll an. Was hat Dich hierzu inspiriert?

Die aktuelle Ausstellungsfläche im Mundsburg Center ist richtig groß und bietet sich einfach als Raum für alle möglichen Events an. Warum nicht auch mal Yoga? Es ist ein Experiment. Yoga bringt einen ja in eine ganz andere Stimmung und wenn man dann noch 90 Minuten von Kunst umgeben ist, bin ich gespannt wie das zusammen wirken wird.

Jeder mit eigener Yogamatte ist am Donnerstag dem 28.04.16 um 19:00 Uhr herzlich willkommen im Kunstvoll zu der Veranstaltung Yoga meets Art.

Anna Schellberg

Anna Schellberg

 

  • Welches Thema beinhaltet deine nächste Ausstellung?

Die nächste Ausstellung eröffnet am 27. Mai mit dem Titel „Sichtwaisen“. Drei Künstler – zwei aus der Fotografie, einer aus der Malerei – portraitieren zeitlich voneinander versetzt jeweils dasselbe Modell. Es entstehen also drei Arbeiten, die ein und denselben Menschen aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zeigen. Sichtwaisen ist ein Projekt von Lucja Romanowska, Isabel Zettwitz und Uli Pforr, die sich mir mit diesem fertigen Ausstellungskonzept vorgestellt haben. Es war klar, die Ausstellung braucht richtig viel Platz, so dass die aktuelle Fläche im Mundsburg Center optimal dafür geeignet ist. Wer weiß, wann ich das nächste mal wieder so viel Wandfläche bespielen kann?!

 

Bädääm von Petra Rosen

Bädääm von Petra Rosen

 

  • Du hast selbst schon einige Länder bereist. Welches Land bzw. welche Stadt würdest Du Kunstliebhabern unbedingt empfehlen?

Das beste, tollste, unglaublichste was ich je gesehen habe, war Inhotim in Brasilien. Das ist ein Kunstpark in der Nähe von Belo Horizonte. Ein privater Sammler hat hier ein Disneyland für Kunstliebhaber geschaffen. In einem botanischen Garten stehen in die Landschaft integrierte Skulpturen und Pavillons mit dem Feinsten vom Feinsten der zeitgenössischen Kunst. Ein Tag reicht nicht aus, um alles zu sehen und den Park vollends zu erkunden. Ich habe noch nie etwas vergleichbares gesehen.
Wem Brasilien zu weit weg ist, dem würde ich Deutschland empfehlen. Mit der Uni hatten wir eine Studienreise nach Köln gemacht, denn mein englischer Professor sagte: „Zieht man einen Kreis um Köln mit einem Radius von 100 km, liegt in diesem Gebiet die höchste Konzentration zeitgenössischer Kunst weltweit.“ Ich war selber überrascht, was für tolle Museen, so unscheinbare Orte, wie Neuss und Mönchengladbach, zu bieten haben. Ansonsten ist das Friere Burda Museum in Baden-Baden mein absolutes Lieblingsmuseum.

Vielen lieben Dank, dass ich mit Dir in die Kunstszene abtauchen durfte 😉

Gerne komme ich zu der nächsten Ausstellung in wenigen Wochen.

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